Denis Delauney aus Bamberg war für mich, als ich ihn vor 6 Jahren erstmals kennenlernte, eine wahre Entdeckung: und zwar als Doppelbegabung, wie man ihr heute nur selten begegnet – nämlich als Verfertiger kleinplastischer Werke und als künstlerischer Fotograf gleichermaßen. Tatsächlich gehören beide Bildformen, die plastische Gestaltung und die fotografische Umsetzung, in seinem OEuvre unmittelbar zusammen, denn nicht selten geht der Künstler mit seinen Masken und Köpfen, die er in Ton oder in Beton modelliert, ins Freie, wo er sie in aufgerissene Erdschollen setzt, zwischen Gräser und Büsche, in fließende Gewässer oder in die Umgebung von verwitterten Mauern oder fügt er seine Arbeiten im Atelier in serieller Reihung zu stillebenartigen Arrangements zusammen, wo er die Masken und Köpfe mit ihren Gußnähten, Rissen und Narben unter geschickter Lichtregie wie atavistische Fundstücke, wie die Überbleibsel einer längst vergessenen Welt mit bildästhetischer Meisterschaft fotografisch inszeniert.
Das Fremdartige, das vermeintlich Vergangene und das Geheimnisvolle der kleinformatig ausgeführten, zuweilen in Bildkästen montierten oder auf eisernen Gestängen platzierten Masken und Köpfe von Denis Delauney erweist sich bei genauerem Hinsehen als Spiegel unserer selbst, als ideographisches Psychogramm, das zwischen Maskerade und dem „wahren Ich“ changiert – einem Ich, das wir in den miniaturhaften Köpfen und Gesichtern mit ihrer stilisiert modellierten Physiognomie durchaus wiederfinden. Wenn das Wort von Leonardo da Vinci „ogni pittore depigne se“ stimmt (frei übersetzt: „Jeder Künstler schafft mit seinen Figuren zugleich auch ein Abbild seiner selbst“, dann trifft dies in der vorliegenden Ausstellung auf die Masken und Köpfe von Denis Delauney ganz besonders zu: Er, ich, wir alle, nicht ent-individualisiert, sondern als unverwechselbare Geschöpfe mit einem sensiblen, vielleicht Narben davontragenden, doch gleichwohl alle Unwägbarkeiten des Zeitlichen irgendwie überdauernden Wesen.
AUSZUG AUS DER REDE
ZUR AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG IN DER PRODUZENTENGALERIE BURGKUNSTADT
DR. MATTHIAS LIEBEL, KUNSTHISTORIKER IN BAMBERG
For me Denis Delauney from Bamberg was a true discovery, when I first met him 6 years ago: as a dual talent, as rarely encountered today – as a maker of small-scale works and as an artist-photographer alike. In fact, both pictorial forms, the plastic design and the photographic realization, belong together in his oeuvre. Since not infrequently the artist goes outdoors with his masks and heads, which he models in clay or concrete, where he places them in tattered clods, between grasses and bushes, in flowing waters or in the vicinity of weathered walls or he combines his work in the studio in serial order to still-life arrangements, where he photographically staged with image-aesthetic mastery the masks and heads with their cast seams, cracks and scars under skilful light direction like atavistic findings, how the remnants of a long-forgotten world are.
The strange, the supposedly past and the mystery of the small-format executed, sometimes mounted in picture boxes or placed on iron poles, masks and heads of Denis Delauney proves on closer inspection as a mirror of ourselves, as an ideographic psychogram, which oszillates between masquerade and, I have used this term before, the “true self” – an I, which we rediscover in the miniature heads and faces with their stylized sculpted physiognomy quite well. If the word of Leonardo da Vinci “ogni pittore depigne se” (freely translated: “Each artist creates with his figures at the same time also an image of himself”) is true, then this applies in the present exhibition on the masks and heads of Denis Delauney emminently: He, me, all of us, are not de-individualized, but as unmistakable creatures with a sensitive, possibly scarring, but nevertheless all the imponderables of the temporal somehow surviving beings.
EXTRACT FROM THE OPENING SPEECH
FOR THE VERNISSAGE IN THE PRODUCERS GALLERY BURGKUNSTADT
DR. MATTHIAS LIEBEL, ART HISTORIAN IN BAMBERG